Die „Sportvereinigung Amicitia 09“



 

Logo TSV

Logo der Amicitia Viernheim.

 

Die „Sportvereinigung Amicitia“ besteht seit 95 Jahren. Mit der Fußballabteilung der „Sodalität“, später DJK (nach dem Krieg TSV), dem „Sportverein 09“ und der „Alemannia“ gehörte sie zu den Fußballclubs, die nach dem Ersten Weltkrieg wieder kickten. Im Festbuch zum 40-jährigen der „Amicitia“ zählte Jean Alter 18 Klubs auf, die, angeregt durch die „Sodalität“ vor dem Krieg dem Fußballspiel huldigten. Die „Amicitia“, die durch den Zusammenschluss mit dem „Sportverein 09“ im Januar 1923 zur „Sportvereinigung Amicitia“ wurde, bestimmte viele Jahrzehnte das Viernheimer Fußballgeschehen. Sie spielte in den 30er-Jahren zweimal in der höchsten Spielklasse, in der „Gauliga“, und gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg gar bis zur Zweiten Bundesliga. Sie ist deshalb das Gedenken zum 95-jährigen Bestehen absolut würdig.

Zuerst wurde im „Tivoli“ gekickt

Zur Gründung im „Goldenen Stern“ in der Waldstraße hatten sich folgende Fußballfreunde eingefunden: Johann Frank – Erster Vorsitzender bis 1919 – Konrad Frank, Jakob Faltermann, Bernhard Schmitt, Peter Krug, Hans Bugert, Alex Wunder, Georg Wunder, Matthias Bauer, Karl Lammer, Johann Helbig, Joh. Ditsch, Nikl. Hoock. 1910 erfolgte der Beitritt zum Hessischen Fußballverband. Gespielt wurde zuerst auf einer Waldblöße im Tivoli, danach hinter dem Gaswerk, 1919 auf dem heutigen Gelände der Firma Hallbauer und 1921 auf dem Waldsportplatz, als der Sportverein 09 von dort auf einen neuen Platz im Bereich des „Tivoli“ umgezogen war. Nach dem Zusammenschluss mit dem Sportverein 09 amtierte folgender Vorstand: Johann Schmitt (Erster Vorsitzender), Peter Bugert; Fritz Bender (Technischer Leiter), Gg. Schmitt (Schriftführer), Ludwig Winkenbach (Geschäftsführer), Johann Kempf (Kassierer), Johann Klee (Spielausschussvorsitzender) sowie Philipp Knapp, Peter Schmitt, Matthias Kiß, Georg Wunder, Adam Hofmann, Nikl. Hofmann (Beisitzer).

Foto zur 10-Jahres-Feier der "Amicitia" 1908;
vor, in der Mitte: Vorsitzender Johann Frank.

Sie wurden süddeutscher Pokalmeister

Nach der Vereinigung verfügte man über eine schlagkräftige Mannschaft, welche nach erfolgreichen Qualifikationsspielen gegen Hofheim, Gernsheim, Arheiligen in den Odenwaldkreis aufstieg. Die Mannschaft: Johann Schmitt, Andreas Haas, Adam Alter, Edmund Träger, Philipp Haas, Jakob Bergmann, Jakob Gölz, Wilhelm Schmitt, Hans Bergmann, Michael Jäger, Heinrich Wohlfahrt. Schon im ersten Jahr wurde diese Mannschaft Odenwald- Kreismeister (1924). Ich bin der Meining, dass es für die Amicitia günstig war, dass aufgrund eines neuen Spielsystems des Süddeutschen Fußballverbandes die Amicitia zum Kreis Unterbaden kam. Im Spieljahr 1928/29 wurde die erstes Kreismeisterschaft errungen, aber erst der dritte der hintereinander errungenen Titel brachte den Aufstieg in die Rheinbezirksliga. Vollbracht hatten das folgende Spieler, der hervorragende Torwart Michael Krug, Jean Kiß, Philipp Faltermann, Matthias Ehrhard, Max Vallendor (von Stuttgart gekommen als hervorragender Stürmer), Valentin Pfenning (mein Schulkamerad), Karl Kiß, Mich. Martin, Gg. Mandel, Jakob Ehrhard, Heinrich Schmitt (beide meine Schulkameraden). Im Jahre 1932 wurde die Amicitia „Süddeutscher Pokalmeister“, jetzt als die „grüne Gefahr“ bekannt. Dabei waren jetzt auch Hans Martin („Wiener“), Martin Fetsch, Hans Ringhof, Jakob Kiß, Valentin Hoock, Fritz Mandel, Hans Pfenning, Mich. Faltermann, Mich. Kiß, Valt. Weidner, Michael Vettel. Vorausgegangen war eines der tollsten Spiele. In Neunkirchen lagen sie mit 0:4 im Rückstand und gewannen noch mit 5:4. Im Jahre 1935 gelang der „grünen Gefahr“ der Aufstieg in die Gauliga, das war die höchste Spielklasse, weil der Fußball damals nur regional gegliedert war. Zu den Siegern gehörten auch Hans Helbig, Josef Müller und Karl Müller „Kiechl“ genannt. Die „Grünen“ stiegen zwar gleich wieder ab, schafften aber 1939 nochmals den Aufstieg in die Gauliga.

Sie stiegen 1935 in die "Gauliga" auf, von links: Hans Klee, Sommer, Karl Müller, Josef Müller, Georg Mandel, Hans Martin, Jean Kiß, Fritz Kempf (Vorsitzender), Michael Pfenning, Michael Krug, Philipp Faltermann, Martin Fetsch, Karl Kiß, Hans Helbig und August Helfrich (Trainer).

Auch die süddeutsche Amateurmeisterschaft errungen

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war es um die meisten Vereine geschehen. Noch mehr als es gegen Kriegsende ging, auf dem Waldsportplatz sah man damals einen Meter hohes Gras wachsen. Der gesamte Spielbetrieb ruhte. Erst im Jahr 1945/46 konnten wieder einige Spiele ausgetragen werden. Von einem ordnungsgemäßen Spielbetrieb konnte zunächst nicht die Rede sein. In Ermangelung von Fahrzeugen wurde der Weg zum Spielgegner, er durfte ja nicht so weit weg sein, mit dem Fahrrad zurückgelegt. Ab Februar 1946 spielte man unter dem Namen „Grün-Weiß“, weil die Militärregierung die Führung der früheren Vereinsnamen untersagt hatte. Aber 1946 wurde dieses Verbot schon wieder aufgehoben. Zur Währungsreform im Jahre 1948 schlug sich der Verein alsdann recht und schlecht herum, wie man es volkstümlich zu sagen pflegt. Unter dem Vorsitz von Bernhard Schmitt lief der Amicitia-Fußball 1946 langsam wieder an, unterstützt von dem tatkräftigen und opferwilligen Fritz Rödel. Letzterer holte als Trainer den Heidelberger Sport- Professor und Olympioniken Dr. Otto Neumann nach Viernheim, der 1928 bei den Olympischen Spielen in Holland Vizesieger in der viermal 400-Meter-Staffel geworden war. Mit diesem wurde in der Saison 1947/48 die erste Meisterschaft erkämpft, und zwar von folgenden Spielern (in der badischen Landesliga): Adolf Baur, Wilhelm Burkert, Meisenhelder, L. Hoock, W. Hofmann, Hans Mandel, Josef Rohrbacher, W.Hoock, Fritz Bolleyer, K. Rhein, R. Haas. Der Aufstieg zur Oberliga Süd scheiterte zunächst, obwohl die „Grünen“ gegen den hochstehenden BCA Augsburg 3:0 gewonnen hatten. Fritz Bolleyer schoss bei diesem Spiel zwei tolle Tore. Viermal hintereinander wurde dann die badische Meisterschaft errungen, aber erst 1957 gelang im Kampf mit Friedrichshafen, Konstanz, Bamberg und Fulda der Aufstieg, und gleichzeitig wurde die süddeutsche Amateurmeisterschaft errungen. Diesen Aufstieg in die Zweite Liga Süd hatten folgende Spieler geschafft: Klein, Bolleyer, W. Neff, Stein, Holzschuh, Weidner, Rhein, Gutperle, Hofmann, Menz, Busch, Geiger, Friedel, Gg. Neff. Das Spiel um die deutsche Amateurmeisterschaft in Kassel gegen die „Alemannia“ Berlin ging mit 0:2 verloren.

Sieben Jahre in der zweithöchsten Klasse

Sieben Jahre behaupteten sich die „Grünen“ in der zweithöchsten Spielklasse. Im ersten Jahr (1957/58) waren die Gegner: Bayern Hof, S.V. Waldhof, ASC Cham, Spv. Neu-Isenburg, Darmstadt 98, TSV Straubing, Schwaben, Augsburg, Singen 04, 1. FC Pforzheim, FC Freiburg, Borussia Fulda, Hessen, Kassel, VFL Neustadt, SV Wiesbaden. Am Ende war der sechstes Tabellenplatz erreicht, ein beachtlicher Erfolg für den Neuling Viernheim. Sechs Jahre kämpften die „Grünen“ recht erfolgreich in der süddeutschen Vertragsspielerklasse. Im Jahre 1963 wurde die „Bundesliga“ gegründet und damit auch die „Regionalliga“. Mit dem siebten Tabellenplatz zog die Amicitia in die neue Spielklasse ein. Erinnert sei an das Spiel gegen Bayern München 1964 im Waldstadion. Die mit Torwart Maier angetretenen Bayern kamen zwar in Bedrängnis, hatten aber nach einem wuchtigen Freistoß mit 5:3 die Nase vorn. schon nach einem Jahr war der Höhenflug zu Ende. Den Aufstieg in die „Regionalliga“ schaffte übrigens Trainer Reinhold Fanz (früherer Halbstürmer des SV Waldhof) mit folgender Mannschaft: Klein, Stein, Hahn, Heckmann, Lermer, Schneider, Karlheinz Kiß, Stöhr, Wesolowski, Somogy, Trapp, Pfenninger, Manfred Kempf, H. Kempf, Gg. Neff. Das war eine Mannschaft, in der nur noch fünf Viernheimer standen – ein Beleg für den Wandel im Fußball, der ja zu einem Geschäft geworden ist.

1966 kam das neue Vereinsheim

In der 1. Amateurliga ging es dann weiter. Da knüpften die „Grünen“ nochmals an ihre ruhmreiche Vergangenheit an. Zunächst wurde die Vizemeisterschaft errungen, und zwar mit folgenden Viernheimer Akteuren: G. Neff, M. Kempf, Mandel, H. Kiß, Schalk (heute Professor in Münster), R. Müller, P. Hahn , K.H. Müller, W. Brückmann und W. Witschaß. Mit weiteren 15 Mannschaften kämpften die „Grünen“ um die deutsche Amateurmeisterschaft. Die Übergabe des neuen Vereinsheimes 1966 war nochmals ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Die Baukosten betrugen, Spenden und Nachlässe ein geschlossen, 400.000 Mark. In den folgenden sieben Jahren in der 1. Amateurliga Nordbaden musste die Mannschaft einige Male mächtig strampeln, um dem Abstieg zu entgehen. Im Spieljahr 1971/72 wurde es schwieriger, wiewohl die Möglichkeit bestand, dem Abstiegsstrudel zu entgehen. Immerhin hatte man es mit dem SV Waldhof, dem VfR Mannheim, Weinheim, Sandhausen und den beiden Pforzheimer Mannschaften zu tun. Die Niederlage Neckaraus in Bammental besiegelte den Abstieg in die zweite Amateurliga. Am Ende der Saison 1979/80 stand schließlich der Abstieg in die Bezirksliga. Die stolze Amicitia war fünftklassig geworden. Mit dem ehrgeizigen Robert Wolk wollte es, zusammen mit Rudi Müller als Trainer, die Amicitia endlich wieder wissen (1983/84 – 75-jähriges Bestehen), so schrieb der Chronist der Amicitia. Bereits drei Spieltage vor Rundenschluss stand man als souveräner Meister und Aufsteiger in die Landesliga fest. Im zweiten Jahr holte sich die Amicitia auch dort den Titel. Im Waldstadion prangte das stolze Transparent: „Oberliga wir kommen!“ Rudi Müller war das sechste Jahr erfolgreicher Trainer. Aber die Freude währte nur eine Saison, trotz stattlicher 29 Punkte. Obwohl elf Spieler abtraten und 13 neu verpflichtet werden mussten, gelang gleich wieder der Aufstieg, aber nur für ein einziges Jahr. Mitte der 1990er Jahre gelang noch einmal der Aufstieg bis in die Oberliga Baden-Württemberg. Nach mehreren Abstiegen bis in die Kreisliga spielt die Amicitia heute wieder – nach zwei Aufstiegen in Folge – in der Verbandsliga Nordbaden. Dort erlangte sie in der Saison 2007/08 die Vizemeisterschaft und hatte daher die Möglichkeit, über eine Relegationsrunde ein drittes Mal in Folge aufzusteigen. Hierbei scheiterten sie allerdings gegen den FV Illertissen und den Kehler FV.

 

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