Fusionskandidaten schauen nicht nur auf das runde Leder

FUSSBALL: TSV und Amicitia Viernheim sind mit Blick auf den angestrebten Zusammenschluss zuversichtlich

Stimmen die Mitglieder im Oktober mit Dreiviertel-Mehrheit zu, wollen die SpVgg Amicitia und der TSV Viernheim ab 1. Juli 2008 zum "TSV/Amicitia 06/09 Viernheim" verschmelzen. Nach je zwei Informationsveranstaltungen der Traditionsvereine ist die Stimmung entspannt, die Zuversicht bei den Verantwortlichen groß. Im folgenden Interview schildern Amicitia-Vorsitzender Manfred Trapp und TSV-Chef Edmund Scheidel Sinn und Zweck des Vorhabens, das - aus Sicht des TSV - alle Abteilungen betreffen soll.

Herr Trapp, Herr Scheidel, was soll die geplante Fusion bewirken?
MANFRED TRAPP: Den Überlegungen liegen drei wesentliche Ursachen zu Grunde. Erstens sind wir unzufrieden, dass wir im Jugendbereich allgemein in zu niedrigen Spielklassen antreten. Oft verlassen Talente Viernheim und gehen zu anderen Vereinen. Dem wollen wir entgegenwirken. Zweiter Aspekt ist die Bündelung der Kräfte im ehrenamtlichen Bereich. Natürlich wollen wir uns auch wirtschaftlich auf eine gesicherte Basis stellen EDMUND SCHEIDEL: Es geht mit darum, im Fußball stärker aufgestellt zu sein. Hier ist das Ziel, vielleicht eines Tages wieder in die Regionen vorzustoßen, in denen die Amicitia früher, in den 60er Jahren, schon einmal gespielt hat. Es ist eine Fusion angestrebt, bei der aber auf gar keinen Fall irgendeine andere TSV-Abteilung zu Schaden kommen soll. Mit der Verschmelzung streben wir zudem die Schaffung einer "Marke" an.

Welche Hürden sind noch zu überwinden?
SCHEIDEL: Beide Vereine müssen weiter klar zum Ausdruck bringen und dafür werben, dass eine große Einheit angestrebt wird, die sich nicht alleine mit fußballerischen Interessen verbindet. Wir erhoffen uns von einer Zusammenlegung Synergieeffekte und ein allgemein breiteres Angebot. Die Kooperation mit Schulen ist ebenfalls ein sehr wichtiges Element. TRAPP: Wir haben bei der Amictia eine anonyme Befragung unter den rund 200 stimmberechtigten Mitgliedern durchgeführt. Die Tendenz ist sehr gut. Die Zustimmung lag bei 74,9 Prozent. Trotz der erfreulichen Zahl ergibt sich daraus aber, dass wir weiterhin Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Rechnen Sie noch mit einer vereinsinternen Opposition?
TRAPP: Natürlich muss man immer mit einer gewissen Opposition rechnen. Aber sie würde nicht aus dem Hintergrund agieren, um Stimmungsmache zu betreiben. SCHEIDEL: Beim TSV rechne ich damit eher nicht. Im Gegenteil: Es ist erfreulich, dass bisher alles sehr sachlich und ruhig mit den Mitgliedern diskutiert wurde. Dass es immer einmal kritische Fragen gibt, ist normal.

Wie zuversichtlich sind die Vorsitzenden von TSV und Amicitia, was den Ausgang der Abstimmung betrifft?
TRAPP: Ich bin zuversichtlich, dass die Amicitia ihre 75 Prozent der Mitglieder überzeugen kann. Der TSV ist ein Mehr-spartenverein, was sicher eine gewisse Unsicherheit mit sich bringt. SCHEIDEL: Zuversichtlich bin ich zu 75,2 Prozent. Aber im Ernst: Ich rechne damit, dass es uns gelingt auch Skeptiker zu überzeugen. Die ganze Sache ist gut für den Sport in Viernheim.

Was passiert, wenn das Projekt scheitert?
SCHEIDEL: Das weiß ich momentan nicht. Natürlich wäre die Enttäuschung riesengroß. Sollte es so kommen, müsste man sicher das künftige persönliche Engagement für den Verein überdenken. Wir reden ja hier nicht über Bratwurtspreise, sondern die Zukunft des Vereins. TRAPP: Darüber habe ich mir, um offen zu sein, noch keine Gedanken gemacht. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Pläne scheitern. Falls doch, könnte es sein, dass wir uns bezüglich der Verschmelzung der beiden Vereine ein Alternativmodell überlegen müssten.

© Südhessen Morgen - 30.06.2007