Rat der Sponsorengruppe

TSV-Vorstand: Fusion hat viele Vorteile / Mitgliedervotum zählt

Viernheim. Eine in der Region angesehene "Marke" zu schaffen, die auf gesunden wirtschaftlichen Füßen steht und über ein nachhaltiges Jugendkonzept sportliche Perspektiven nach oben bietet: Das ist das Ziel der Verantwortlichen von TSV und Amicitia bei ihren Überlegungen, möglicherweise schon 2008 die geplante Fusion juristisch umzusetzen.

"Beide Vereine haben in Sachen Mitgliederentwicklung mit der fortschreitenden Zunahme an Freizeitangeboten und dem demografischen Wandel zu kämpfen. Beide Vereine sind im Nachwuchsbereich ab der C-Jugend schwer in der Lage, schlagkräftige Mannschaften auf die Spielfelder zu schicken. Und beide Vereine haben sowohl mit dem nachlassenden Interesse an ehrenamtlichen Engagement als auch mit den immer komplizierter werdenden betriebswirtschaftlichen Anforderungen gegenüber Finanzbehörden zu kämpfen", erläuterte Volker Ergler den Mitgliedern des TSV die "Ist-Situation".

Nachdem es erste Überlegungen zu einem möglichen Miteinander schon 2005 gab, sei der "entscheidende Vorstoß im September letzten Jahres im Anschluss an das Lokalderby der Fußballer von einer Interessengruppe aus Sponsoren beider Vereine an die Vorstände herangetragen worden", erklärte der stellvertretende Abteilungsleiter der TSV-Fußballer.

Zur Person von Unternehmer Werner Gutperle, der seit vielen Jahren die "Blauen" wie die "Grünen" großzügig unterstützt, stellte Ergler klar: "Werner Gutperle hat an einem folgenden Gespräch teilgenommen. Aber er war nicht alleine. Die Sponsorengruppe hat ein Angebot unterbreitet, im Falle eines Zusammenschlusses die wirtschaftlichen Verhältnisse weiterhin abzusichern, im Nachwuchsbereich sogar auszubauen." Er stellte aber klar: "Weder der TSV noch die Amicitia sind in der Situation, dass sie miteinander müssen. Der TSV ist gut aufgestellt."

TSV-Vorsitzender Edmund Scheidel betonte ausdrücklich, dass "alle Abteilungen profitieren könnten" - wohl wissend, dass durch das sportliche Angebot des angedachten Zukunftspartners in der Öffentlichkeit zunächst die Fußballer im Blickpunkt stehen.

Die sich aufdrängende Frage, warum es nicht auch eine "Spielgemeinschaft" getan hätte, beantwortete Ergler im Anschluss an Gespräche mit dem Geschäftsführer des Badischen Fußball-Verband (BFV), Siggi Müller: "Eine Spielgemeinschaft bei den Aktiven ist nach Statuten des Verbandes nicht möglich, sobald der Spielbetrieb über die Kreisebene hinausgeht. Alternativen wären gewesen, die Fußballer komplett aus dem TSV auszugliedern, um mit der Amicitia zusammenzugehen. Oder umgekehrt, die Amicitia hätte als Verein verschwinden müssen, um mit dem TSV einen Weg zu gehen. Beide Fragen stellten sich schon aus Traditionsgründen nicht."

Zur juristischen Abwicklung haben sich beide Vereine auf Rechtsanwalt und Notar Herbert Franz verständigt. Der langjährige Stadtverordnetenvorsteher merkte an, dass eine "Fusion rechtlich inzwischen wesentlich einfacher umzusetzen ist als noch vor Jahren." In Mitgliederversammlungen beider Klubs, als höchsten Organen, müssten einem geplanten Vertrag jeweils Dreiviertel der dann anwesenden und über 18-Jährigen Mitglieder zustimmen.

Der Jurist warnte vor ehrgeizigen Alleingängen in der Führung: "Die Meinungen der Mitglieder haben rechtlich immenses Gewicht", appellierte er, in den kommenden Wochen eine breite Diskussionsgrundlage anzubieten. Er merkte aber auch an: "Um einen schlagkräftigen attraktiven Verein bilden zu können, muss mancher sicher über seinen Schatten springen."

Die mögliche Fusion soll bei Zustandekommen zumindest für fünf Jahre Gültigkeit besitzen. Das Vorschlagsrecht für den Ersten Vorsitzenden liege beim TSV als mitgliederstärkerem Verein.

© Südhessen Morgen - 30.04.2007