Gedanken kreisen um Mannschaft von morgen

Trainer und Spielführer von TSV und Amicitia hoffen nach einer Fusion auf gemeinsamen Erfolg / Zahl der Posten halbiert sich

Viernheim. Kommt es zur Fusion zwischen Amicitia und TSV, wird sich die Zahl der Jobs in der ersten Fußballmannschaft halbieren. Dennoch sprechen sich Trainer und Kapitäne beider Vereine für das Projekt aus. Sie sehen eine große Chance für ihre Sportart in Viernheim, ohne die Risiken zu ignorieren.

"Kräfte bündeln" lautet für den Coach der "Grünen", Gernot Jüllich, das Lösungskonzept, um dem Fußball auf die Sprünge zu helfen. "Die ehrenamtlichen Leute werden immer weniger", sagt der Trainer, andererseits habe Viernheim durch Unternehmen und Sportanlagen durchaus das Potenzial, "etwas Starkes aufzubauen". Dass dies möglich ist, habe ihm auch das "harmonische, fast freundschaftliche Derby" der beiden Klubs gezeigt. Im Gegensatz zum Verhältnis zwischen Waldhof und VfR Mannheim seien die Viernheimer Kicker "nicht so weit auseinander", findet Jüllich.

Zünglein an der Waage könnten aus seiner Sicht die anderen Abteilungen des TSV sein. Der Fußball habe dort nämlich "eine Sonderstellung im Positiven wie im Negativen". Es gebe viele Neider, so der Amicitia-Coach, "weil der Fußball publikumswirksamer ist". Umso mehr hinter der Idee steht laut Gernot Jüllich der Hauptsponsor. Er habe "größtes Interesse" an dem Zusammenschluss, und "forciert das Ganze". Sollte die Verschmelzung tatsächlich beschlossen werden, empfiehlt Jüllich, sich nicht ausnahmslos auf das Spitzenteam oder die Jugend zu konzentrieren. "Das eine gehört zum anderen dazu" - denn der Nachwuchs brauche unbedingt Vorbilder.

Auch TSV-Trainer Rainer Hollich sieht die Chance, den Jugendbereich interessanter zu gestalten. Gut ausgebildete Übungsleiter sollten den jungen Kickern Perspektiven aufzeigen und höhere Ligen anpeilen. Für Hollich bedeutet die mögliche Fusion der Vereine zugleich aber auch die Vision, mit dem Herrenteam aufzusteigen. Mit vereinten Kräften seien Oberliga oder Regionalliga durchaus erreichbar. Voraussetzung allerdings sei ein längerfristig angelegtes Konzept, das dem fusionierten Verein ebenso wie der neuen Mannschaft die Möglichkeit gibt, zusammenzuwachsen. "Langen Atem" erhofft sich Hollich auch von den Fans und den Geldgebern, sollte sich der Erfolg nicht sofort einstellen. Den, das weiß auch der TSV-Übungsleiter, kann man sich nämlich nicht kaufen.

Generell hält er es für "eine gute Sache", die Kräfte zu bündeln und die Finanzen zu konzentrieren. Das könne den Fußball in Viernheim deutlich nach vorne bringen. Auf der anderen Seite sei es schade, dass zwei Vereine mit großer Tradition letztlich von der Bildfläche verschwänden.

"Für mich zählt die neue Saison", will Hollich aber gar nicht zu weit in die Zukunft blicken. Gleichwohl macht er sich erste Gedanken, welche Spieler künftig den Weg nach oben ebnen könnten. Er hofft, die Verantwortlichen der Amicitia verhielten sich ähnlich. Darüber hinaus gelte es vor der Vereinigung der Klubs noch viele andere Aspekte zu beachten - und vor allem Überzeugungsarbeit zu leisten.

Auch sein verlängerter Arm auf dem Rasen, Spielführer Daniel Basler, warnt davor, über die Mitglieder hinwegzugehen. Sie müssten unbedingt hinter der Fusion stehen, nur dann könne man später die Früchte ernten. "Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft", sagt Basler, deshalb konzentriere er sich gemeinsam mit der Mannschaft darauf, "für den TSV zu spielen und nur für den TSV unser Bestes zu geben".

"Von Spiel zu Spiel sehen" will auch der Kapitän der Amicitia, Eugen Zweininger, zumal sein Team den Aufstieg in die Verbandsliga bereits vor Augen hat. Dass die "Grünen" auch ohne TSV den Weg nach oben gehen können, will Zweininger nicht ausschließen: "Theoretisch können wir's packen." Gemeinsam ließe sich sportlich aber sicher eher "etwas bewegen", glaubt das Amicitia-Aushängeschild. Nur eines sei sicher: Mit Gewalt funktioniere es nicht. Und noch etwas gibt Zweininger zu bedenken: Der eine oder andere Mitspieler müsse sicher gehen - "oder er gibt sich mit der zweiten Mannschaft zufrieden".

© Südhessen Morgen - 18.04.2007