Nicht-Fußballer geben Brautpaar ihren Segen

Abteilungschefs des TSV erwarten keine Nachteile aus möglicher Fusion mit Amicitia / "Grüne" sehen Sponsor als Triebfeder

Viernheim. Für reichlich Gesprächsstoff bei den Fans sorgt das Vorhaben der Fußballer von TSV und Amicitia, beide Klubs zu verschmelzen. Zustimmend reagieren bereits die Verantwortlichen der anderen Abteilungen des Turn- und Sportvereins auf die Fusionspläne. Urgesteine der "Grünen" sehen vor allem den Sponsor als Triebfeder.

"Keine großen Veränderungen, weder im Positiven noch im Negativen", erwartet im Fall der Fälle Hans Winkler, Vorsitzender der Tischtennis-Abteilung. Er erkennt "im Moment keine Schwierigkeiten", sodass dem Zusammenschluss nichts im Wege stehe. Gleichwohl müsse das auszuhandelnde Vertragswerk für alle Beteiligten tragbar sein. Gute Erfahrungen hat Winkler nach eigenen Angaben mit dem Mehrspartenverein gemacht. Die Tischtennisspieler hätten sich dort "gut aufgehoben" gefühlt. Und er rechne nicht damit, dass sich das in einem echten Großverein ändere.

Robert Wolk, Ehrenvorsitzender der Amicitia, ruft die Verantwortlichen auf, endlich ehrlich zu sein: "Der Sponsor sagt: ,Entweder geht ihr zusammen, oder ihr kriegt nichts mehr'", erklärt er die Vorgänge aus seiner Sicht. Die bis ins Private gehende Konkurrenz früherer Tage sei abgehakt. Jetzt gelte es, mit den eigenen guten Trainern eine effizientere Jugendförderung aufzubauen. "Selbstverständlich" geht es nach Einschätzung von Wolk dann auch für die gemeinsame erste Mannschaft aufwärts. "Mit einem guten Management" seien Oberliga oder Regionalliga durchaus zu erreichen. "Dann kommen auch mehr Sponsoren", ist sich der langjährige Chef der "Grünen" sicher.

Ebenso wie Wolk verbindet Peter Hoffmann, stellvertretender Abteilungsvorsitzender der TSV-Handballer und Mitglied im Gesamtvorstand, "positive Gefühle" mit einer etwaigen "Vermählung". Er wisse nicht, wo Nachteile entstehen könnten. Im Gegenteil: Wenn mehr Kinder und Jugendliche im Verein aktiv sind, würden immer auch die anderen Sportarten profitieren. Schließlich "bleiben nicht alle bei den Fußballern", weiß Hoffmann aus Erfahrung. Und ein weiterer gewichtiger Grund: Wenn so der Hauptsponsor erhalten bleibe, "kann das für die anderen Abteilungen nur von Vorteil sein".

Dass der Fußball "in der Bevölkerung weit verbreitet" und daher im Klub eine Vormachtstellung besitzt, stört den Handball-Funktionär nicht. Zumal seine Lieblingssportart seit dem Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der WM erkennbar aufgeholt habe. Gleichwohl seien drei Fußballvereine in einer Stadt der Größenordnung Viernheims einfach zu viel. Die Tradition der Klubs werde bei der endgültigen Entscheidung über die Fusion aber eine wichtige Rolle spielen. "Es gilt, viel Überzeugungsarbeit zu leisten", vermutet Hoffmann, "bei den Alteingesessenen noch mehr" als bei den Jungen.

Für Karl Gutperle von den TSV-Turnern ist die Diskussion über den Zusammenschluss "eine ganz einfache Angelegenheit". Mit den Abteilungsleitern sei die Sache abgestimmt, und auch sonst "glaube ich nicht, dass es viele Gegner gibt".

Als "finanzielle Angelegenheit" bezeichnet hingegen Karl-Heinz Kiß, ehemaliger Bundesliga-Spieler bei Preußen Münster mit Amicitia-Wurzeln, die Fusionsbemühungen. Hauptsponsor Werner Gutperle, der beide Vereine unterstützt, steckt seiner Meinung nach hinter der Initiative. Er selbst sei gegenüber dem Konzept "positiv eingestellt". Schließlich sei die Rivalität aus den fünfziger und sechziger Jahren nicht mehr da, und den Kindern sei es egal, ob sie ein grünes oder blaues Trikot tragen. Dass die Jugendspielgemeinschaften der Amicitia mit TSV und SG scheiterten, hält Kiß für keinen Hinderungsgrund, es noch einmal zu versuchen. Erleichtert werde der mögliche Zusammenschluss dadurch, dass beide erste Mannschaften zurzeit in der Landesliga spielen. Ob es für ein gemeinsames Team künftig bergauf geht, will der einstige Spitzenfußballer indes nicht prognostizieren: "Das werden wir sehen."

© Südhessen Morgen - 14.04.2007