KSV Ketsch hält an Stefan Kehrer fest

FUSSBALL: LSV Ladenburg suspendiert Battal Külcü / BFV schützt den Schiedsrichter

Die Verantwortlichen des Bundesligisten KSV Ketsch haben die Rassismus-Vorwürfe gegen ihren Ringer Stefan Kehrer zurückgewiesen und dem EM-Dritten den Rücken gestärkt. "Der KSV steht voll hinter seinem Athleten und hofft, dass die völlig überzogene und aus unserer Sicht nicht wahrheitsgetreue Berichterstattung keinen negativen Schatten auf Stefan Kehrer und dem Verein KSV Ketsch hinterlässt", erklärte der Vorstand in einer Stellungnahme.

Laut des Klubs konnte Deutschlands "Ringer des Jahres" in einem mehr als zweistündigen Gespräch mit den Verantwortlichen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe glaubhaft entkräften. "Seit mehr als sechs Jahren ringt Stefan beim KSV und ist noch nie durch fremdenfeindliche Äußerungen in Erscheinung getreten. In jedem Jahr hat Stefan kameradschaftlich mit ausländischen Athleten gerungen. Des Weiteren lebt Stefan seit zwei Jahren mit seiner italienischen Freundin zusammen und zählt mehrere Ausländer zu seinem Freundeskreis", ließ der Verein nach dem Gespräch verlauten.

Die Rassismus-Anschuldigungen waren aufgekommen, nachdem Kehrer in die Ausschreitungen im Anschluss an ein Fußballspiel der Landesliga Rhein-Neckar zwischen dem TSV Viernheim und der LSV Ladenburg (4:0) verwickelt war (wir berichteten). Für die Ursache des Gewaltausbruchs und den Verlauf der Schlägerei gibt es verschiedene Versionen. Nach Angaben der Ladenburger habe Kehrer LSV-Spieler Hasan Gögercin während der Partie beleidigt. Nachdem der Fußballer mit türkischen Wurzeln den Ringer im Anschluss an das Spiel zur Rede gestellt hatte, habe Kehrer zusammen mit 30 bis 40 Zuschauern auf Gögercin eingeschlagen.

Dagegen erläutert Kehrer die Vorfälle völlig anders. Er habe sich lediglich über die Treffer seines Klubs gefreut. Noch während der Partie habe ihn Gögercin vor den Folgen seines Jubels gewarnt, und nach dem Schlusspfiff sei er von dem LSV-Spieler, den er mittlerweile angezeigt habe, unvermittelt ins Gesicht geschlagen worden. Der KSV Ketsch glaubt dieser Version und fühlt sich auch von der Aussage des TSV-Vorsitzenden Edmund Scheidel bestätigt. Dieser habe dem KSV-Vorsitzenden versichert, "dass Stefan keinerlei Schuld an diesem Zwischenfall trifft und keine körperlichen Aktionen von ihm ausgingen".

LSV-Spieler Battal Külcü, der wie Gögercin und Tamer Tan in die Vorfälle verwickelt war - der Badische Fußball-Verband (BFV) belegt das Trio mit einer Vorsperre -, wurde inzwischen von LSV-Trainer Frank Schwabe suspendiert.

BFV-Geschäftsführer Siggi Müller verteidigte gestern ausdrücklich den Unparteiischen, der ebenfalls in der Kritik steht: "Die Entwicklung, den Schwarzen Peter dem Schiedsrichter zuzuschieben, ist eine Ungeheuerlichkeit. Um es klar zum Ausdruck zu bringen: Ein Fehlverhalten des Referees gibt es nicht." Und auf die Frage, ob der Schiedsrichter am Wochenende wieder zur Pfeife greift, stellte er klar: "In dieser Angelegenheit werde ich mit den Schiedsrichterverantwortlichen reden. Es kommt sicherlich aber auch darauf an, wo er im Einsatz ist. In der Region Rhein-Neckar wäre es zu seinem eigenen Schutz sicherlich ratsam, ihn nicht einzusetzen." sid/cr

© Südhessen Morgen - 01.12.2006