Schwabe gibt Traineramt ab und denkt bereits an eine Rückkehr

INTERVIEW DER WOCHE: Nach den Vorfällen beim Spiel in Viernheim steht Ladenburg zurzeit ohne Coach da

Die Vorkommnisse nach dem Landesligaspiel TSV Viernheim gegen LSV Ladenburg (wir berichteten) ziehen weiter ihre Kreise. Im Interview spricht Frank Schwabe über die Vorfälle, seinen Rücktritt als Trainer und eine mögliche Rückkehr zur LSV.

Herr Schwabe, schildern Sie uns doch bitte, was aus Ihrer Sicht direkt nach dem 0:4 in Viernheim passiert ist?

FRANK SCHWABE: Ich bin nach der Partie gleich in die Kabine. Ich war natürlich sehr enttäuscht. Plötzlich wurde ich rausgerufen - und dann sah ich ein wildes Handgemenge, in dem auch Spieler meiner Mannschaft verwickelt waren. Ich war im ersten Moment in einem Schockzustand.

Was passierte, nachdem sich die Situation wieder beruhigt hatte?

SCHWABE: Mich hat das nicht kalt gelassen, ich habe in Rage den Spielern mitgeteilt, dass ich von meinem Traineramt zurücktrete.

Warum?

SCHWABE: Ich bin seit zehn Jahren Trainer. Und ich habe mir immer geschworen: Wenn ein Spieler meiner Mannschaft eine Schlägerei anzettelt, dann trete ich zurück, denn ich trage auch eine Verantwortung.

In einer Presseerklärung entschuldigt sich die LSV für die Vorfälle. Der Spieler ist bis zur endgültigen Klärung des Vorfalls freigestellt. Gleichzeitig werden Rassismus-Vorwürfe gegen Ringer Stefan Kehrer erhoben. Haben Sie derartige Ausdrücke gehört?

SCHWABE: Wenn ein Zuschauer Geld für ein Spiel bezahlt, kann er prinzipiell rufen, was er will. Aber es ist so, dass die türkischstämmigen Akteure oft mit rassistischen Rufen beleidigt werden. Dennoch ist das keine Entschuldigung für einen Spieler, dann eine Schlägerei anzuzetteln. Mit einem derartigen Verhalten bestätigt man diese Provokateure noch in ihrer Meinung.

Wie haben die Mannschaft und der Verein Ihren Rücktritt aufgenommen?

SCHWABE: Sie waren schockiert, ich habe am Montag viele Anrufe und E-Mails von Spielern und unserem Ausschussmitglied Dagobert Bauer bekommen. Selbst der betroffene Akteur, den ich als Mensch sehr schätze, hat sich bei mir entschuldigt und gesagt, dass er den Verein verlassen wird. Das alles geht mir natürlich sehr nah, denn einen Großteil der Jungs lasse ich nur ungern im Stich. Ich frage mich deshalb momentan: Soll ich an meinen Prinzipien festhalten? Oder soll ich über meinen Schatten springen und weitermachen? Es herrscht die Angst bei der LSV, dass vieles kaputt geht, was jahrelang mühevoll aufgebaut wurde. Zurzeit bin ich aber kein Trainer der LSV mehr.

Falls Sie weitermachen: Welche Konsequenzen wird es geben?

SCHWABE: Dieser Vorfall war nur die Spitze des Eisbergs. In der Vergangenheit gab es eine Reihe von zwischenmenschlichen Problemen in der Truppe. Wir haben elf neue Spieler im Team, da suchen noch einige ihren Platz in der Hierarchie. Wenn ich doch noch weitermachen sollte, dann wird nicht nur ein Akteur den Klub verlassen müssen.

© Südhessen Morgen - 29.11.2006