TSV nicht so schlecht wie sein Tabellenplatz

INTERVIEW DER WOCHE: Viernheims neuer Coach Rainer Hollich über seine Aufgabe in Südhessen

Venit, vidit, vicit - er kam, sah und siegte. Rainer Hollich feierte am Sonntag einen tollen Einstand als neuer Coach des Fußball-Landesligisten TSV Viernheim. Unter seiner Regie beendeten die Südhessen mit einem 3:0-Erfolg bei der SG Horrenberg ihre Negativserie von zuletzt fünf Spielen ohne Sieg und kletterten von den Abstiegsrängen auf den 15. Tabellenplatz. Wir sprachen mit dem 50-Jährigen.

Herr Hollich, am vergangenen Donnerstag meinte das TSV-Ausschussmitglied Volker Ergler noch, es werde wahrscheinlich zwei bis drei Wochen dauern, bis man einen neuen Trainer präsentieren könne. Am Freitag kam plötzlich die Meldung, dass Sie der neue Coach der Viernheimer sind. Was war denn da los?

RAINER HOLLICH: Tatsächlich habe ich am Donnerstag auch noch nichts gewusst. Am Freitag hat dann aber plötzlich mein Handy geklingelt, und der Viernheimer Vorsitzende Edmund Scheidel war am Apparat. Er hat mich gefragt, ob ich zum Abschlusstraining kommen könnte. Ich sollte meine Sportsachen mitnehmen. Der Edmund und ich kennen uns ja schon seit 20 Jahren.

Sie haben also am Freitag Ihr erstes Training geleitet?

HOLLICH: Ja, in Absprache mit dem bisherigen Interimstrainer Steffen Usler. Ich habe die eineinhalb Stunden genutzt, um mir ein weiteres Bild von der Mannschaft zu machen. Einen Querschnitt über die Landesliga hatte ich ja schon. Wissen Sie, auch wenn ich nach meiner Tätigkeit als Assistent von Günter Sebert in Sandhausen kein Traineramt offiziell mehr ausgeübt habe. Ich war eigentlich immer noch Coach. Ich habe mir viele Spiele angeschaut, mehrmals auch Begegnungen des TSV Viernheim.

Was haben Sie vor dem Spiel gegen Horrenberg in der Mannschaft verändert?

HOLLICH: Ich habe mich mit Steffen Usler besprochen, der die Mannschaft natürlich viel besser kennt als ich und bislang auch eine hervorragende Arbeit gemacht hat. Meine Vorschläge an ihn waren, zunächst einmal von dem System mit Libero abzugehen und mit einer Viererkette spielen zu lassen. Die hat er angenommen. Ich bin eben Systemfanatiker. Es hat ja letztlich auch gut geklappt. Armin Oswald und Daniel Basler haben ihre Sache in der Defensivzentrale hervorragend gelöst.

Geht es jetzt aufwärts mit dem TSV?

HOLLICH: Man darf sich von diesem 3:0 nicht blenden lasen. Die Spieler haben sich zwar am Sonntag sehr gut verkauft, und ich denke, die Mannschaft ist nicht so schlecht wie der Tabellenstand aussagt. Aber die nächsten Kontrahenten sind nicht die SG Horrenberg. Die DJK Neckarhausen, gegen die wir am kommenden Wochenende spielen, ist da wohl ein ganz anderes Kaliber.

Was muss besser werden?

HOLLICH: Wir brauchen eine gewisse Ordnung in der Mannschaft, auch im läuferischen Bereich müssen wir uns noch stark verbessern. Der Kader ist momentan sehr dünn, schwere Verletzungen dürfen nicht passieren.

Es gibt also noch viel Arbeit?

HOLLICH: Natürlich, einfach wird es nicht, den Klassenerhalt zu schaffen. Doch die Jungs sind begeisterungsfähig und lernen schnell. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich.

© Südhessen Morgen - 18.10.2006