Kickerinnen stürmen zum Rathaustor IM HAUSHALT GEBLÄTTERT: Neue Umkleidekabinen für Fußball-Mädchen kosten rund 20 000 Euro Von unserem Redaktionsmitglied Wolfram Köhler Eines Tages standen sie einfach beim Ersten Stadtrat vor der Bürotür: 13 Fußball-Mädchen des TSV Viernheim, die Martin Ringhof mit Hilfe einiger Fotos auf sanitäre Missstände an der Lorscher Straße aufmerksam machten. Durchaus etwas stolz berichtet Frank Schenkel, der die immer zahlreicher werdenden Nachwuchskickerinnen betreut, über die Eigeninitiative seiner Schützlinge. Als "Lohn" schlägt sie sich nun im städtischen Haushaltsplanentwurf 2006 nieder: 20 000 Euro sollen demnach in die Renovierung der Umkleidekabinen auf der Rückseite des Pfadfinderheims fließen. Früher gehörte der Gebäudeteil zum Tennisclub, heute ist er laut Ringhof "in einem Zustand, der jeder Beschreibung spottet". Insofern stießen die sportlichen jungen Damen beim städtischen Baudezernenten mit ihrem Anliegen auf offene Ohren, zumal der fußballbegeisterte Kommunalpolitiker die weiblichen Teams nicht nur personell, sondern auch spielerisch für "sehr stark" hält - was Schenkel mindestens ebenso freut wie die Tatsache, dass die Fußballerinnen sich wohl schon bald unter angemessenen Bedingungen duschen und umziehen können. Sollte die Stadtverordneten-Versammlung dem Etatentwurf zustimmen, wird es zu einer grundlegenden Sanierung des Traktes kommen, der zurzeit noch nicht einmal über warmes Wasser verfügt. Das Duschen "gehört zur Regeneration dazu", betont der Übungsleiter. Es sei unzumutbar, die Mädchen, die im Training ihren kleinen Hartplatz aus nächster Nähe kennen lernen, dreckig nach Hause zu schicken. Bei Rundenspielen hatte Schenkel unter anderem Umkleideräume in der benachbarten Rudolf-Harbig-Halle "angemietet". Der Sand, der in den Gängen unweigerlich zurückbleibt, sei bei den Hallensportlern aber verständlicherweise nicht gut angekommen. Ansonsten "läuft es hervorragend", betont Frank Schenkel mehrfach. Nicht erst seit dem Gewinn des Weltmeistertitels der deutschen Frauen-Nationalmannschaft im Herbst 2003 erlebt der Viernheimer Mädchenfußball einen Boom. Knapp 30 Jugendliche zwischen acht und 14 Jahren trainieren zurzeit unter der Anleitung von Schenkel und Tobias Maier. Der Schwerpunkt liegt bei den D- und C-Juniorinnen, die wenigen älteren Spielerinnen sind entweder bei der männlichen C-Jugend oder im benachbarten Weinheim aktiv. Großen Wert legt Schenkel auf ein gutes Verhältnis zu den Eltern, ohne deren Engagement das Erfolgsmodell Mädchenfußball, das es seit knapp fünf Jahren gibt, nicht möglich wäre. Dass das mit Bravour funktioniert, beweist nicht zuletzt die bevorstehende Weihnachtsfeier der Unterabteilung der Fußballjugend: Knapp 100 Personen haben sich bereits angemeldet. © Mannheimer Morgen - 26.11.2005 |