Selbst der Trainer geht mittlerweile am Stock

FUSSBALL-VERBANDSLIGA: Nach einem Beinbruch coacht Viernheims Gerd Neidig aus der Distanz

Für Gerd-Rüdiger Neidig ist es die sechste Saison als Trainer des TSV Viernheim und gleichzeitig seine Schwierigste. Die Luft in der Verbandsliga wird für die Südhessen immer dünner. Der Rückstand auf die Nichtabstiegszone ist auf sieben Punkte angewachsen. Und ausgerechnet jetzt kann Neidig seiner Mannschaft nur vom Krankenbett aus helfen. Der Coach brach sich ausgerechnet am ersten Tag seines Winterurlaubs das Wadenbein. Im Interview mit unserer Zeitung gibt er sich allerdings kämpferisch.

Herr Neidig, wie geht es Ihnen?
GERD-RÜDIGER NEIDIG: Den Umständen entsprechend gut. Ich habe am Mittwoch die Fäden gezogen bekommen, kann aber voraussichtlich erst in ein paar Wochen wieder auf dem Trainingsplatz stehen und bei den Spielen meiner Elf dabei sein. Ausgerechnet im Urlaub bin ich auf einer Eisplatte ausgerutscht und musste sofort operiert werden. Die unpassenden Dinge passieren eben meist zu den unpassenden Zeitpunkten. Die Mannschaft betreut derzeit mein Assistent Steffen Usler und mein Bruder, der Torwarttrainer ist.

Seit zehn Spielen hat der TSV nicht mehr gewonnen. Zuletzt gab es sechs Niederlagen in Folge. Woran hapert es?
NEIDIG: Das große Manko ist die Abschlusschwäche, da fehlt uns vor allem unser verletzter Goalgetter Lars Weidmann. Die jüngste Partie in Reichenbach war wieder das beste Beispiel. Da spielen wir in der zweiten Hälfte auf ein Tor, nutzen aber unsere Chancen nicht. Und so geht es schon seit Wochen.

Kann die Sturmflaute behoben werden?
NEIDIG: Lars Weidmann hat nach seinem Kreuzbandriss wieder mit leichtem Lauftraining begonnen. Dass er wieder am Spielfeldrand steht, ist gut für die Moral, wann er wieder spielen wird, ist ungewiss, Konstantinos Cafaltzis konnte berufsbedingt kaum trainieren. Wer die Tore letztlich schießen soll, weiß ich nicht. Sicherlich müssen wir einfach noch aggressiver zur Sache gehen und uns - wie es so schön heißt - über den Kampf aus der Krise ziehen. Ich bin aber überzeugt, wir schaffen den Klassenerhalt.

Bei einer solchen Negativserie wird auch gerne der Trainer hinterfragt . . .
NEIDIG: Natürlich. Der Vorstand, der Trainerstab und ich haben sich auch lange über einen Wechsel unterhalten. Ich bin der letzte, der an seinem Stuhl klebt, dafür hänge ich zu sehr an dem Verein. Aber wir sind zu dem Ergebnis gekommen, ein Wechsel würde nicht viel bringen. Die Truppe ist intakt, wir spielen nicht schlecht, nur der Ball will eben nicht ins Tor.

Was passiert in der nächsten Saison mit dem Trainer Gerd-Rüdiger Neidig?
NEIDIG: Vor der Runde habe ich schon angedeutet nach so einer langen Zeit in Zukunft dem Verein vielleicht als Sportdirektor zu helfen. Aber für solche Überlegungen ist momentan keine Zeit, wir müssen uns voll auf die restlichen Begegnungen konzentrieren.

© Mannheimer Morgen - 31.03.2006


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