Dicke Winterjacken unter den Kostümen Beim Fastnachtszug trotzen die Narren der Kälte / 60 Zugnummern bieten Abwechslung pur Bonbons, Popcorn, Chips und Schokolade - die ganze Viernheimer Innenstadt bebte gestern unter ihrem Narrenvolk, das sich mit Kind, Kegel und Verkleidung zum Süßigkeiten-Fang beim Faschingsumzug aufgemacht hatte. Die Party rund um das alle zwei Jahre stattfindenden Großereignis der fünften Jahreszeit hatte bereits lange vor Beginn des eigentlichen Umzugs ihre ersten Höhepunkte erreicht. Früh schon hatte sich die Strecke gefüllt, die die Wagenkolonne nehmen würde: vom Bürgerhaus, wo das Spektakel um 14.11 Uhr startete, über den Königsacker, die Jäger-, Rathaus- und Lorscher Straße bis hin zum Finale am TSV-Gelände feierten die Närrinnen und Narren den Faschingssonntag. Vor allem in der Innenstadt entlang der Rathausstraße trafen sich Groß und Klein in bunter Kostümierung, denn trotz eisiger Kälte und einigen Schneeflocken hatten die meisten große Kreativität bewiesen und die Verkleidung oft über die dicke Winterjacke gezogen. Die meisten Fans des Umzuges hatten sich bei den auf die Rathausstraße verteilten Versorgungs- und Moderationsständen einiger Vereine zusammengefunden. Auch die Viernheimer Faschingsvereine CdG und die Großen Drei hatten ihre Stände hier aufgebaut. Bei den Großen Drei kämpfte das Moderatorenteam Harald Weik und Rolf Sax mit guter Laune gegen die allgemeine Kälte an - das närrische Volk half sich selbst mit Glühwein. Getreu dem Motto "Vun Vernema für Viernheimer" kroch dann ganz langsam der Umzug heran; sehnsuchtsvoll erwartet vor allem von den Kleinsten, die mit großen Taschen am Straßenrand auf Bonbons und Schokolade warteten. Den Anfang der in diesem Jahr 60 Zugnummern zählenden Truppe, die den Rekordzug von 2004 nur um eine Nummer verpasste, machte die Freiwillige Feuerwehr mit ihrem Musikkorps, die schon einmal für gute Stimmung sorgte. Ihr hinterher sprangen die kleinsten Teilnehmer: der Waldkindergarten, verkleidet als Pilze, Bäume und Sträucher. Das große Thema des Tages war natürlich die Fußball-WM 2006 in Deutschland. Schon der Bayern-München-Fanclub fieberte dem entgegen, der TSV hatte seinem Wagen ein Fußball-Styling verpasst, und die Stadt Viernheim machte mit Fußballrasen und Toren auf ihrem Wagen auf das Event aufmerksam. Schließlich wird es auch in der Viernheimer Innenstadt eine Großleinwand zur Live-Übertragung der WM geben. Wie immer kam natürlich auch die aktuelle Stadtproblematik in Satireform nicht zu kurz: Die Sänger-Einheit warb für die "Innenstadt - Einkaufsstadt" mit dem Motto "Bürger, helft eurer Innenstadt!", und die Kutschengilde thematisierte den fehlenden Schulbus im Bannholzgraben. Lang erwartet und begeistert empfangen wurden die Wagen von CdG und den Großen Drei mit ihren Prinzessinnen. Ihnen vorweg marschierten jeweils die Tänzerinnen der Garde, bevor der Elferrat auf den Wägen es Bonbons, Chips und Popcorn regnen ließ. Grund zu feiern hatte in diesem Jahr vor allem der TSV. Das 100-jährige Jubiläum feierte der Traditionsverein schon einmal mit zwei Motivwägen und vielen Fußgruppen, die die unterschiedlichen Sportabteilungen des TSV repräsentierten. © Mannheimer Morgen - 27.02.2006 |