Drei Zentner Zwetschgen kommen in den Topf TSV lädt interessierte Bürger zum Latwerge-Kochen ein / Unterschiedliche Rezepte Viernheim. Auch abseits der Sportstätten entfaltet der TSV Viernheim immer wieder interessante Aktivitäten. Und dies nicht nur auf der Bühne wie bei den Theateraufführungen der Fußballabteilung oder den Fastnachtsveranstaltungen der Handballer. Nachdem Schlachtfeste immer wieder an der Tagesordnung waren, entfalten die Fußballer am Montag eine andere nostalgische Küchenvariante. So ist diesmal unter dem Motto "Was Großmutter noch wusste" ein Latwerge-Kochen angesagt. Latwerge, Latwerja - was ist das? Bei nicht wenigen der jüngeren Generation dürfte dies ein fremdartiger Begriff sein. Er hat jedoch nicht nur in Viernheim eine lange Tradition. Wer sich kundig machen möchte, wird in Hans Knapps Viernheimer Wörterbuch "Wie geredt sou gebabbelt" fündig. Dort wird Latwerge als zähes Fruchtmus aus Zwetschgen beschrieben, wobei sich der Begriff aus dem mittelhochdeutschen "latwerje" (durch Einkochen gedickter Saft) herleitet. Bekannt ist das Latwerge-Kochen am Oberrhein, in der Ostschweiz, im Odenwald bis in den Mainzer Raum. Die Fruchtbasis bildet dabei neben den Zwetschgen auch Wacholder, Holunder oder Vogelbeeren. Laut Internet geht Latwerge als mundartliche Bezeichnung für Fruchtmus auf das griechische "Ekleikton" zurück, womit "Medizin, die im Munde zergeht" umschrieben wurde. Der medizinische Bezug wird verständlich, wenn man sich eines der Rezepte vornimmt. Danach finden unter anderem Zimt, gemahlene Nelken, gemahlene Muskatblüte und Koriander Verwendung. Nach welchem Rezept beim Latwerge-Kochen der TSV-Fußballer auf dem Vereinsgelände an der Lorscher Straße produziert wird, verrät der Chefkoch nicht. Der Fachmann kommt aus Rheinhessen. Dort wurden in der vergangenen Woche insgesamt drei Zentner Zwetschgen gepflückt. Diese werden am Montag ab 8 Uhr entsteint und geschnippelt. Gegen 10 Uhr kommen die Früchte in den Kessel, in dem sie unter ständigem Rühren nicht weniger als acht Stunden lang kochen müssen. Erfahrene Hausfrauen und jüngere Bürger sind gleichermaßen eingeladen, bei der Herstellung in den Topf zu schauen. Gegen 19 Uhr kann das Endprodukt verkostet und auch gekauft werden. Interessenten können eigene Behältnisse mitbringen, um Latwerja mit nach Hause zu nehmen. © Mannheimer Morgen - 06.08.2005 |