Die Folgen von Sprachproblemen
TSV-Frauentheatergruppe begeistert mit neuem Stück

Viernheim. Zu einer Hommage an die "Vernemer Sprooch" wurde auch in diesem Jahr die Neuinszenierung der Frauentheatergruppe des TSV Viernheim, die traditionell bei der Weihnachtsfeier der Fußballabteilung ihre Premiere erlebte. "Hasta la vista" lautet diesmal der Titel des "Luschdspiels", der nur südamerikanisch klingt, aber in einem kleinen südhessischen Städtchen spielt, das auch Viernheim, oder genauer gesagt "Verne", heißen könnte.

Autor Detlef E. König hat das Stück eigentlich in Schwäbisch verfasst, Doris Dewald, eine im Odenwald lebende Viernheimerin, die von der Frauenbund-Fastnacht her bekannt ist, übersetzte es in den Dialekt ihrer Heimatstadt. Und landete damit einen Volltreffer, denn die Schauspielerinnen setzten die teilweise deftige Sprache mit Leidenschaft um.

Dabei wurde das seit vielen Spielzeiten bewährte Ensemble (Ursula Scheidel, Ursula Lutz, Sandra Hinz, Marion Schmid, Annette Scheidel, Waltraud Bugert, Gaby Rihm und Andrea Wieland) durch die beiden "Neuverpflichtungen" Tilly Traub und Sabine Pfenning nahtlos ergänzt. Die zehn Damen liefen zur Hochform auf und bewiesen eindrucksvoll, dass bei der monatelangen Probenarbeit unter der Regie von "Theaterintendantin" Hildegard Unrath viel und effektiv gearbeitet wurde.

Ergänzt wurde das Damenteam erstmals durch Männer, die ebenfalls auf die Bühne durften. Ein Quartett der Kolpingkapelle Viernheim (Rudi und Walter Brinkmann, Anton Noe, Robert Krapfe) war nicht nur musikalisch in das Stück eingebunden, sondern hatte auch kleine Sprechrollen übernommen.

Zum Inhalt: Im Rathaus einer Kleinstadt, das von der Familie des Bürgermeisters auch bewohnt wird, geht es drunter und drüber. Der Gemeindechef, der auf einer anderen Ebene agieren will (es geht um den Empfang eines pazifischen Insel-Häuptlings), übergibt seine Amtskette vorübergehend einem "Möchtegern-Bürgermeister". Dabei vergisst er aber, diesem zu sagen, was ansteht. Denn ein Prüfer der städtischen Kassenbücher, in die sich Unregelmäßigkeiten eingeschlichen haben sollen, hat sein Kommen angekündigt. Außerdem wird eine Gastfamilie erwartet, die im Haus des Bürgermeisters, das auch als Ferienpension dient, ihren Urlaub verbringen will.

Und zudem hat per Telegramm der lange verschollene Bruder der Bürgermeister-Gattin eine Stippvisite in der Heimat angekündigt. Leider hatte man das Telegramm nicht richtig gelesen. So wertet man die "Million Flöhe", die der Vagabund mitbringen will, als einen erhofften Geldsegen in "südamerikanischer Währung". Und den Gruß "Hasta la vista" interpretiert man als Aufforderung, etwas zu besorgen. Aber selbst der Apotheker weiß mit dem Artikel "la vista" nichts anzufangen und "verordnet" ein ähnlich klingendes Abführmittel.

Dass sich bei so vielen Handlungssträngen Verwicklungen nicht verhindern lassen, ist bei einem "Luschdspiel" klar. Zumal der "Hilfs"-Bürgermeister leicht unterbelichtet ist und schnell überhaupt nicht mehr durchblickt. Es entwickelten sich "Irrungen und Wirrungen", die das Publikum durch viel Situationskomik, tolle Sprüche und hervorragende schauspielerische Leistungen begeisterten. Ergötzlich die "Verständnisprobleme" zwischen den "Vernemern" und den hochgestochen Hochdeutsch parlierenden Urlaubern aus Castrop-Rauxel.

Es kommt zu Verfolgungsjagden und Verwechslungen, Verdächtigungen und Missverständnissen, Verhaftungen und auch derben Schlägereien. Dazu gibt es noch eine Liebesgeschichte zwischen der Bürgermeister-Tochter und dem Sohn der Urlauberfamilie. Natürlich löst sich am Ende der ganze Trubel in Wohlgefallen auf.

Das Publikum dankte mit lang anhaltendem Beifall für die großartigen Leistungen der Schauspielerinnen und für die perfekte Inszenierung. Die Spieler der TSV-Fußballmannschaften hatten für das Ensemble, die Regisseurin Hildegard Unrath und die "Helferinnen im Hintergrund" (die Souffleusen Rita Hoock und Ottilie Petiton, Maskenbildnerin Gabriele Hölscher, Licht & Ton Marion Münchenbach) als äußeres Zeichen des Dankes Blumen parat. Am Aufbau des Bühnenbildes und dessen künstlerische Gestaltung waren in bewährter Weise die "TSV-Rentnerband" sowie Maler Walter Kempf beteiligt. ock