TSV-Fußballer bauten Tabellenführung aus

1:0-Heimsieg im Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Kirchardt

Mit dem sechsten Sieg im siebten Heimspiel verabschiedeten sich die TSV-Fußballer für dieses Jahr vom heimischen Publikum. Und da der Landesliga-Tabellenführer seinen schärfsten Verfolger SG Kirchardt mit 1:0 besiegte, konnte der TSV seinen Vorsprung auf nunmehr fünf Punkte ausbauen. Mit diesem soliden Polster kann der TSV am kommenden Sonntag zum letzten Spiel im Jahre 1998 zum FC Rot fahren.

Allein schon die äußeren Verhältnisse verhinderten, daß die gestrige Begegnung zum erwarteten Topspiel der Liga wurde. Der Rasenplatz im Stadion an der Lorscher Straße war zwar weitgehend schneefrei, aber doch sehr schwer bespielbar. Zudem hatten die kalten Temperaturen sowie die Ungewißheit, ob überhaupt gespielt wird, einen größeren Zuspruch verhindert. Unter den Zuschauern zumindest in der ersten Halbzeit der fast komplette Spielerkader der Amicitia mit Trainer Wolfgang Knapp an der Spitze, der auf dem Rückweg vom "Metzgersgang" nach Eschelbach, wo nicht gespielt werden konnte, an der Lorscher Straße Zwischenstation machte, um die Spitzenmannschaften der Liga zu beobachten.

Allzuviel zu sehen gab es allerdings nicht. Beide Mannschaften hielten sich sehr eng an ihr taktisches Konzept, und dieses hieß, möglichst nicht zu verlieren. Kirchardts Spielertrainer Wengert, der Libero spielte, hatte seine Abwehr bestens organisiert. Und auf der Gegenseite funktionierte der Schachzug von Coach Walter, den beiden gefürchteten Spitzen der Gäste Tautz und Schmid hartnäckige Begleiter zur Seite zu stellen. Oliver und Hoffmann schafften es, ihre Gegenspieler weitgehend zu neutralisieren.

So konnte sich Tautz nur einmal nennenswert in Aktion setzen, als er Mitte der ersten Halbzeit allein im TSV-Strafraum auftauchte. Torwart Wesemeyer seinen Schuß aber mit den Fingerspitzen aus der Gefahrenzone lenkte. Dies sollte die einzige Großchance der Gäste bleiben. Nicht ganz so hochkarätig, aber häufiger die Möglichkeiten für den TSV. So, als nach einem schönen Steilpaß von Buhl, Klein auf halblinker Position im Strafraum in Schußposition kam, der Winkel aber zu ungünstig war. Dann wurde Poleti geschickt, erwischte aber in günstiger Position den Ball mit dem falschen rechten Fuß, so daß der Schuß klar ins Aus ging.

Wahrlich nicht als Heimschiedsrichter agierte der oberligaerfahrene Unparteiische Kemm aus Stettfeld. So zeigte er Proksch nach einem "Strafraum-Fall" in der ersten Halbzeit die gelbe Karte wegen einer angeblichen Schwalbe. Eigentlich hatte man beim TSV mit einem Elfmeter gerechnet. Und auch TSV-Keeper Wesemeyer ah gelb wegen Meckerns. Bei den allerdings geschickter angesetzten Nicklichkeiten der Gäste war der Schiri etwas weniger farbenfreudig.

Nach dem Wechsel spielte Kirchardt mit dem Wind. Gleich beim ersten Gäste-Angriff ließ Wesemeyer seine Fans zittern, als er einen harmlosen Heber von Lang fallen ließ und in Bedrängnis kam. Die gleichen Schwierigkeiten mit dem Ball hatte aber sein Gegenüber Petkovic. Als nach einer Flanke von Hans Scheidel Wagner zum Kopfball kam, konnte Petkovic den Ball nur mit Mühe über die Torauslinie befördern. Die beiden TSV-Spieler waren auch am Zustandekommen des entscheidenden Treffers in der 59. Minute beteiligt. Diesmal flankte Wagner von links. Hans Scheidel stieg mit einem Abwehrspieler zum Kopfball hoch. Irgendwie fiel der Ball vor die Füße von Franz Scheidel, der das Leder direkt nahm und zum 1:0 einschoß.

Nur ein kurzes Gastspiel als Einwechselspieler gab Nils Pfenning. Kaum im Spiel sah er gelb: Und nach insgesamt zwölf Minuten Einsatz ging er etwas übermotiviert gegen Wengert zur Sache. Kemm zog zum zweiten Male gelb und schob Rot nach. Das Spielgeschehen bewegte sich weiterhin zwischen den beiden Strafräumen. Im TSV-Strafraum gab es nur einmal eine richtige Turbulenz, als die Abwehr einfach den Ball nicht aus der Gefahrenzone brachte und die Kirchardter mehrmals zum Schußversuch kamen.

Der TSV verlegte sich vor allem auf schnelle Konter und war dabei sehr gefährlich. Als Hans Scheidel in der 80. Minute allein in den gegnerischen Strafraum stürmte und über ein Abwehrbein fiel, rechneten alle mit dem Elfmeterpfiff, als Kemm in den Strafraum stürmte. Aber hatte nicht den Punkt im Visier, sondern den "gefällten" Scheidel, dem er wegen angeblicher Schwalbe den Karton zeigte. Weil Hans Scheidel nun unter der besonderen Beobachtung des Unparteiischen stand, handelte Trainer Walter richtig und wechselte seinen rotgefährdeten Sturmführer aus. Für ihn kam Burosch, der gleich darauf als der eigenen Spielhälfte einen Konter startete, aber Petkovic kam rechtzeitig aus seinem Tor und schlug den Ball weg. Obwohl es immer dunkler wurde und vor allem die TSV-ler den Abpfiff herbeisehnten, ließ Kemm mehr als fünf Minuten nachspielen. Umso größer dann die Erlösung, als der knappe, aber sicher nicht unverdiente Sieg endgültig feststand.

Mannschaftsaufstellungen:
TSV: Wesemeyer, Wagner (61. Pfenning), Oliver, Buhl, Dalmus, Hoffmann, F. Scheidel, Klein, H. Scheidel (83. Burosch), Proksch, Poleti (87. Benz)
SG Kirchardt: Petkovic, Kuhn (81. Schäfer), Becher, Lang, Wengert, Gruber (81. De Oliveira), Bock (64. Can), Pereira, Schmid, Tautz, Walter
Tor: 1:0 (59.) F. Scheidel
Schiedsrichter: Kemm (Stettfeld)
Zuschauer: 150
Besondere Vorkommnisse: Gelb-rote Karte für Pfenning (73.)
Beste Spieler: F. Scheidel, Klein, Oliver, Hoffmann - Wengert, Lang.


Stimmen zum Spiel:

Dirk Wengert (Spielertrainer der SG Kirchardt):
Nach dieser Niederlage sind wir natürlich enttäuscht. Der Mannschaft ist jedoch kein Vorwurf zu machen. Das Spiel war von Einsatz und Laufbereitschaft geprägt. Wegen der Windverhältnisse hatte der TSV vor der Pause eine optische Überlegenheit, später half er uns. Vor allem in der ersten Halbzeit machten wir zu wenig nach vorne, so daß wir nur eine einzige klare Torchance hatten. Entscheidend für den verdienten Sieg der Viernheimer war natürlich, daß sie eben ein Tor gemacht haben.

Karlheinz Walter (Trainer des TSV):
Für uns war dieser Sieg sehr wichtig, denn nach zwei Wochen unfreiwilliger Pause wußten wir nicht genau, wo wir stehen. Vor der Pause unterliefen uns im Mittelfeld zu viele Stockfehler, die zu unnötigen Ballverlusten führten. Nachdem wir Kirchardt mehrmals beobachtet hatten, wußten wir um die Stärken des Gegners. Oliver und Hoffmann lösten ihre Aufgabe hervorragend, die beiden gefährlichsten Angreifer Tautz und Schmid zu neutralisieren. Beide Mannschaften haben taktisch gut gespielt. Bei den klaren Chancen stand es pari. Unser 1:0-Erfolg ist sicher nicht unverdient - und dies gegen die bislang stärkste Auswärtsmannschaft.