Lokalsport / 19.11.1998
Der Zug ist gegen die Wand gefahren
FUSSBALL: Landesligist SV Rohrhof meldet die Mannschaft vom Spielbetrieb ab
Die Bombe beim Fußball-Landesligisten SV Rohrhof ist geplatzt: Mit sofortiger Wirkung hat der Aufsteiger sein Team aus dem Spielbetrieb zurückgezogen. Somit fällt bereits die Partie am Sonntag gegen den ASC Neuenheim, wie auch alle anderen Spiele des SVR, aus. Die bisherigen Ergebnisse mit Rohrhöfer Beteiligung werden aus der Wertung genommen und die Tabelle korrigiert. Der SV Rohrhof wird mit null Punkten ans Tabellenende gesetzt und steht als erster Absteiger in die Bezirksliga fest. Darüber hinaus droht eine Geldstrafe vom Badischen-Fußball-Verband, die bis zu 1000 Mark betragen kann.
"Der Verein als solcher hat keinen finanziellen Schaden genommen, da es lediglich Absprachen zwischen den Spielern und Herrn Stärk gegeben hat", betont Peter Landskron, Fußball-Abteilungsleiter, "die sportliche Seite ist natürlich verheerend, an den Imageverlust gar nicht zu denken." Die Frage ist trotzdem, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte.
Vor knapp drei Jahren zogen die Rohrhöfer mit Andreas Stärk und dessen Firma einen zahlungskräftigen Sponsor an Land, der - mit Visionen ausgestattet - den Verein in höhere Gefilde führen wollte. Vom Tabellenende der Bezirksliga verlief der Weg in der Folge bis an die Spitze, was im Landesliga-Aufstieg in diesem Sommer gipfelte. Angelockt von Geldern, wie sie in diesen Klassen wohl einmalig sind, fanden auch weiterhin Topspieler den Weg zum SVR, so daß man auch in der Landesliga zum Spitzentrio zählte.
Ungeachtet davon bekam Sponsor Stärk in der Zwischenzeit große finanzielle Probleme. Aus diesem Grund konnte er seine Zahlungen an die Spieler im Gesamtvolumen von mehr als 100 000 Mark nicht mehr aufrecht erhalten. Anfang Oktober wurde für die Mannschaft offiziell, was sich schon seit längerem abzeichnete. Daraufhin erklärte Stürmer Andreas Duschka, daß er ab sofort nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Der Rest des Teams wollte bis zur Winterpause weiterspielen, wenn sie dann ablösefrei den Verein verlassen könnten. "Aus Fairneß gegenüber den Spielern" (Landskron) hat man sich aber entschlossen, die erste Mannschaft dennoch mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb abzumelden, "weil so keine Sperren für die Spieler entstehen."
In Zukunft will man wieder kleinere Brötchen backen. "Wir werden so wirtschaften, wie wir es in der Zeit vor Andreas Stärk gemacht haben", erklärt der erste Vorsitzende Hans Hufnagel. "In der neuen Saison werden wir versuchen, in der Bezirksliga Fuß zu fassen." Bis dahin wird die bisherige 1b als erste Mannschaft in der Kreisliga B spielen.
Das Gros der Landesliga-Mannschaft wird den SV Rohrhof in der Winterpause verlassen, ein Teil steht bereits mit neuen Clubs in Verhandlungen. "Höchstens ein oder zwei Spieler werden bei uns bleiben", macht Landskron deutlich, daß die Identifikation mit dem Verein nur auf finanzieller Basis vorhanden war.
Daß die Spieler bei ihren neuen Clubs das finanzielle Niveau halten können, ist nicht zu erwarten. Abschließend urteilt Hufnagel, "daß es im nachhinein ein Fehler war, sich nur auf einen Sponsor verlassen zu haben. Dennoch hätten 99 von 100 Vereinsvorständen genauso gehandelt, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten."
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