Der TSV gewann endlich wieder einmal ein Lokalderby zu Hause
"Goldenes Tor" durch Poleti - Mit hochverdientem 1:0 Tabellenführung untermauert
18 lange Jahre mußten die Fußballer des TSV Viernheim, um wieder einmal auf eigenem Platz ein Lokalderby gegen die Amicitia zu gewinnen. Dieser letzte Sieg datiert aus der Spielzeit 1980/81, als beide Vereine in der Bezirksliga Mannheim spielten. Mit 1:0 fiel der Erfolg des Landesliga-Tabellenführers zwar sehr knapp aus, vom Spielverlauf her gesehen war das Ergebnis aber hochverdient, denn das Geschehen spielte sich über weite Strecken in der Amicitia-Hälfte ab. Während die "Blauen" damit ihre Tabellenführung ausbauen konnten, bleiben die "Grünen" weiterhin in Abstiegsgefahr.
In den 80er Jahren zogen die Viernheimer Lokalderbys, damals allerdings vor allem in der Verbandsliga, noch 1000 Zuschauer und mehr an. Obwohl das Wetter am gestrigen Kerwesonntag eigentlich ideal war, mußte man mit gut 500 Zuschauern zufrieden sein, die vor allem im zweiten Spielabschnitt eine sehr abwechslungsreiche Partie mit viel Engagement auf beiden Seiten sahen.
Das Viernheimer "Derby-Wochenende" hatte für den TSV schon am Samstag sehr gut begonnen. Denn die F 2 des TSV besiegte die F 3 der Amicitia durch einen Treffer von Jörg Scheidel mit 1:0 und die AH des TSV kam dank des vierfachen Torschützen Klaus Wohlfart zu einem 4:0 gegen die SG-AH. Für die Einstimmung zum großen Showdown sorgten vor Spielbeginn "Mini-Derbys" der allerjüngsten Fußballer beider Vereine. In der Halbzeit schöpfte der Mehrspartenverein TSV aus seinen vielfältigen Aktivitäten. Die Cheerleaders der Turnabteilung unterhielten das Publikum mit einem schwungvollen Auftritt.
Die Begegnung, die von Schiedsrichter Hesser aus Michelfeld sehr gut geleitet wurde, begannen beide Mannschaften recht verhalten. Allen Spielern war doch eine gewisse Nervosität angemerken, daß es eben kein "normales" Spiel war. Schnell zeigte es sich jedoch, daß der TSV seiner Favoritenrolle gerecht werden wollte. Der quirlige Hans Scheidel, gegen den Trapp auf verlorenem Posten stand, war der ständige Unruheherd für die vielbeschäftigte Amicitia-Abwehr. Gegen ihn handelte sich Wingertszahn die erste gelbe Karte ein, aber der fällige Freistoß durch Rettig brachte nichts ein. Dann legte Scheidel allzu uneigennützig quer zu Burosch, aber der mutig herauslaufende Kallauka war früher am Ball. Dann hatte Kapitän Proksch gleich zweimal Gelegenheit, den TSV in Führung zu bringen. Aber an die Flanke von Hans Scheidel kam er nicht richtig heran und bei einem Querpaß des gleichen Mitspielers stand er beim Schuß etwas ungünstig zum Tor.
Immer wieder war es Kallauka im Amicitia-Tor, der die TSV-Angreifer zur Verzweiflung brachte. So parierte er einen Schuß von Hans Scheidel und bestand auch eine Prüfung durch Dalmus hervorragend. Nach einer halben Stunde ließ der Druck des TSV zwar etwas nach, nennenswerte Angriffsaktionen der Amicitia gab es aber nicht zu verzeichnen. Die Partie wurde vor allem im Mittelfeld etwas ruppiger, aber Schiri Hesser verhinderte ein Ausrasten. Fünf Minuten vor der Pause erbarmte sich Trainer Knapp des erforderten Trapp und brachte für ihn Müller als Sonderbewacher für Hans Scheidel. Unmittelbar vor dem Wechsel kam Rettig nach einem schönen Spielzug über die Stationen Oliver und Dalmus zum Kopfball, aber auch diese Aktion brachte nichts ein.
Das 0:0 zur Pause schmeichelte zweifellos der Amicitia, die den zweiten Spielabschnitt etwas engagierter begann. Die Initiativen gingen meist von Bitsch aus. Sein erster Schuß ging daneben. Danach sorgte seine Flanke für die ersten richtigen Turbulenzen im TSV-Strafraum, aber der Abschluß von Winkenbach brachte nichts ein. Proksch holte nach einem schönen Spielzug über mehrere Stationen nur einen Eckball heraus. In der 66. Minute startete die Amicitia einen Konter über die rechte Seite, aber der Schuß von Amaro-Rubio strich am langen Pfosten vorbei. Als auf der Gegenseite Wagner den Ball Richtung Tor lupfte, bekam das Leder immer mehr Fahrt, landete aber knapp neben dem Pfosten.
Ralf Dalmus, der oft seine angestammte Liberoposition mit Franz Scheidel, Proksch oder Oliver tauschte, um sich in die Angriffsbemühungen seiner Mannschaft einzuschalten, leitete in der 68. Minute die überfällige Führung für den TSV ein. Er paßte zu Poleti in die Gasse und der erst in der zweiten Halbzeit eingewechselte Stürmer ließ Kallauka mit einem plazierten Schuß keine Abwehrchance.
Bedingt durch den Rückstand zog Amicitia-Trainer Knapp nunmehr seinen "Joker" Gebhardt und der Routinier sorgte gleich für Leben in der Bude. So trat er einen Eckball ganz gefährlich vor das TSV-Tor, aber Winkenbachs Nachschuß brachte nichts ein. Im Anschluß daran die wohl größte Möglichkeit für die Gäste, aber der ansonsten nur wenig beschäftigte Wesemeyer erwischte Wingertszahns Schuß gerade noch mit der Fußspitze.
Als sich Kai Müller innerhalb von sieben Minuten die zweite gelbe Karte einhandelte, mußte er vom Platz. In Überzahl erhöhte der TSV noch den Druck. Einen plazierten Freistoß von Hans Scheidel erwischte Kallauka gerade noch in der unteren Ecke und drehte ihn über die Torauslinie. Klein trat die Ecke herein. Zuerst traf Franz Scheidel mit seinem Heber die Querlatte und den Abpraller jagte Hans Scheidel aus wenigen Metern Entfernung ebenfalls ans Holz. Durch Wagner, der frei vor Kallauka auftauchte, Klein und Poleti hätte der TSV in den Schlußminuten etwas zur Beruhigung für die Nerven tun können. Aber es blieb beim knappen, aber hochverdienten 1:0 für den TSV.
Mannschaftsaufstellungen:
TSV:
Wesemeyer, Wagner, Oliver, Rettig (46. Buhl), Dalmus, Hoffmann, Franz Scheidel, Klein, Hans Scheidel, Proksch (69. Pfenning), Burosch (46. Poleti)
Amicitia:
Kallauka, Brecht, Trapp (40. Müller), Bitsch, Wingerszahn, Groß (69. Gebhardt), Amara-Rubio (86. Horn), Seibel, De Angelis, Winkenbach, Träger
Tor: 1:0 (68.) Poleti
Schiedsrichter: Jochen Hesser (Michelfeld)
Zuschauer: ca. 500
Gelbe Karten: Rettig, Oliver - Wingertszahn, Träger, Müller, Gebhardt
Gelb-rote Karte: Müller (77.)
Beste Spieler:
TSV: Klein, Hans Scheidel
Amicitia: Kallauka
Stimmen zum Spiel:
Wolfgang Knapp (Trainer der Amicitia): Gratulation dem TSV zum Sieg, der angesichts des Spielverlaufs vollauf in Ordnung geht. Der TSV war eindeutiger ballsicherer, und gerade darin lag unser Problem. Meine Mannschaft machte zu viele Fehlpässe und spielte mit zu großem Aufwand nach vorne. Loben muß ich meine Mannschaft für ihr Engagement und ihre Willensstärke. Der TSV-Achse Dalmus, Proksch, Scheidel und Scheidel hatten wir einfach nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Bis Weihnachten brauchen wir unbedingt 20 Punkte, um halbwegs beruhigt überwintern zu können. (auf die Einwechslung des "Jokers" Gebhardt angesprochen) Die Leistung, die Winnes Gebhardt derzeit in vielen Bereichen für den Verein bringt, ist nicht hoch genug zu bewerten. Aber auf dem Platz müssen es die halb so alten Spieler lernen, ein Spiel erfolgreich über die Runden zu bringen.
Karlheinz Walter (Trainer des TSV): Nach den Abstiegen, die ich in den letzten Jahren mit meinen Mannschaften in Viernheim erleben mußte, ist es natürlich erfreulich, jetzt in der Landesliga ganz vorne zu stehen. Wir wollten alles dran setzen, die drei Punkte beim TSV zu belassen. Ich hatte meine Spieler vor zwei Wochen davor gewarnt, daß Weinheim und die Amicitia, was die Nervenbelastung angeht, derzeit die wohl schwersten Gegner darstellten. Die Amicitia kämpfte engagiert, aber wir waren einfach spielerisch besser und eindeutig spielbestimmend. Fast die ganzen 90 Minuten spielten wir auf ein Tor, aber bei den Konterchancen der Amicitia wäre durchaus der Ausgleich möglich gewesen. Ein großes Lob muß ich meiner Mannschaft zollen, die stets an sich glaubte und nie kopflos nach vorne stürmte. Alle Spieler geben ihr Bestes und wir stehen zurecht in der Tabelle vorne. Das kampfbetonte Spiel nach der Pause sollte die Zuschauer eigentlich zufriedengestellt haben.