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22.03.1998: | TSV Viernheim - VfR Ittersbach |
Ein unheimlich wichtiger Sieg für den TSV
Dreifacher "Scheidel-Effekt" zahlte sich beim 2:1 gegen Ittersbach aus
Nach dem ersten Sieg der TSV-Fußballer in der Rückrunde wurde gestern nachmittag im Stadion an der Lorscher Straße
das "Banner der Hoffnung" wieder hochgezogen. Denn durch das wertvolle 2:1 gegen den VfR Ittersbach verkürzten die "Blauen",
die endlich einmal in ihren Traditionsfarben antraten, den Rückstand auf den Gegner und damit das rettende Ufer auf "nur noch"
sechs Punkte. Noch wichtiger als der Erfolg sind der damit verbindene moralische Schub - sowie die gelungene Rückkehr der drei
Scheidel-Brüder, die nach den langwierigen Ablöseverhandlungen endlich zum Einsatz kommen durften. Mann des Tages
war jedoch der unmittelbar zuvor eingewechselte Tobias Böhmert, der mit einem spektakulären Treffer fast vom
Eckballfähnchen den Sieg seiner Mannschaft sicherstellte.
Beim TSV hatte man alle Hoffnungen in das gestrige Spiel gesetzt. Denn bei einer neuerlichen Niederlage wäre das Thema Klassenerhalt
wohl abzuhaken gewesen. Als bei der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellungen dreimal der Name "Scheidel" auftauchte, ging dies wie ein
Frühlingserwachen durch die Reihen des in dieser Saison nicht zuletzt bei den Heimspielen so arg gebeutelten TSV-Anhangs.
Würde sich dieser Kraftakt gleich auf Anhieb auszahlen? Nach nur zwei Minuten schien eher das Gegenteil der Fall. Denn Hans Scheidel
köpfte den Ball ins eigene Tor. Aber Schiedsrichter Weber aus Walluf bei Wiesbaden hatte schon zuvor Foul gepfiffen, so daß
dieser ungewollte Treffer nicht zählte.
Schon im Gegenzug der erste sehenswerte Spielzug des TSV. Nach Doppelpaß von Dalmus und Usler zog der wuselige Dauerläufer
im TSV-Mittelfeld ab, aber Kohnle parierte. Als Gerstner unmittelbar vor der Strafraumgrenze mit dem gestreckten Bein dem
heranstürmenden Hermann Scheidel in die Parade fuhr, sah der Übeltäter gelb. Der von Proksch ausgeführte
Freistoß geriet jedoch nur zu einem harmlosen Roller. Auffälligster Akteur in den Reihen der seit sieben Spielen sieglosen
Ittersbacher, bei denen erstmals wieder Libero-Riese Woltersdorf dabei war, war der ballgewandte Scherer, der seinen Gegenspieler Buhl
(die beiden etatmäßigen TSV-Manndecker Hoffmann und Haag fehlten verletzungsbedingt) immer wieder schwindlig spielte.
Buhl sah gleich bei der ersten Aktion gelb, später wurde Scherer mit der gleichen Farbe konfrontiert, als er gegen den Schiri etwas zu
laut wurde.
In der 35. Minute dann das überfällige 1:0 für den TSV. Hans Scheidel zirkelte einen Freistoß ins rechte obere Eck.
Die Freude beim TSV hielt jedoch nicht lange an. Denn der Minutenzeiger hatte sich nur dreimal gedreht, da stand es 1:1. Scherer hatte einmal
mehr Buhl aussteigen lassen und Ullrich auf dem falschen Fuß erwischt. In den letzten Minuten vor der Pause schien der TSV sichtlich
von der Rolle. Zumindest für Scherer wurde es nunmehr schwerer, denn durch seinen neuen Bewacher Klein wurde der Spielraum doch
deutlich eingeschränkt.
In der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit tat sich nicht allzuviel. Nach Zusammenspiel zwischen den beiden Sturmspitzen Hans Scheidel
und Strasser schoß der wieder positiv auffallende Ex-Weinheimer aus der Drehung, aber Kohnle konnte mit dem Fuß klären.
Nach einer Stunde schwächten sich die Ittersbacher selbst. Zweimal innerhalb von einer Minute legte sich Brcic mit Linienrichter und
Schiedsrichter an. Weber zückte zuerst gelb und bei der nächsten Aktion gelb-rot. Die Überzahl des TSV machte sich in der
Folge aber nicht wie erwünscht bemerkbar. Natürlich warfen die Gastgeber, angesichts ihrer Tabellensituation war ein Punkt
zuwenig, nun verstärkt alles nach vorne. Zweimal kam Hans Scheidel jeweils nach Vorarbeit von Proksch zu Kopfbällen, die aber
ebensowenig ihr Ziel fanden wie ein Schuß von Friedmann. Dann paßte Hermann in den Lauf von Bruder Hans Scheidel, aber
Kohnle war um Sekundenbruchteile vor dem TSV-ler am Ball. Auf der Gegenseite verhinderte Ullrich durch mutiges Herauslaufen Schlimmeres
gegen Bock.
Gerade war Böhmert für den ausgepumpten Usler ins Spiel gekommen, da durfte sich Karl-Heinz Walter für sein
glückliches Händchen gratulieren lassen. In der Nähe des linken Eckballfähnchens erkämpfte er sich den Ball.
Alles rechnete mit einer Flanke, aber der Ball senkte sich über Kohnle zum Siegtreffer ins lange Eck. Da machte es für den
Spielverlauf nichts mehr, daß sofort nach Wiederanspiel Friedmann wegen zu harten Einsteigens die rote Karte sah. Vielmehr hatten
nacheinander Strasser und Hans Scheidel die Möglichkeiten den Sack zuzubinden. In der hektischen Schlußphase, als sich die
Ittersbacher Bank immer wieder mit dem Schiri-Assistenten anlegte, handelte sich Gäste-Spieler Gerstner noch die rote Karte ein.
Mannschaftsaufstellungen:
TSV Viernheim:
Ullrich, Buhl (70. Friedmann), Burosch (55. Oliver), Usler (84. Böhmert), Dalmus, Hermann Scheidel, Franz Scheidel, Klein, Hans Scheidel,
Proksch, Strasser
VfR Ittersbach:
Kohnle, Brcic, Schindler, Merx, Woltersdorf, Bock, Gerstner, Günther, Cici, (67. Roos), Kovacevic, Scherer (79. Philipp)
Schiedsrichter:
Weber
Zuschauer: 250
Tore:
1:0 (35.) Hans Scheidel
1:1 (38.) Scherer
2:1 (85.) Böhmert
Friedmann (86.)
Gerstner (89.)
Brcic (61.)
Stimmen zum Spiel:
Jürgen Geigle, Trainer des VfR Ittersbach:
Ich gratuliere dem TSV zum verdienten Sieg. Über diese neuerliche Niederlage bin ich natürlich enttäuscht. Wir müssen
uns aber damit abfinden, daß nun jede Woche ein weiteres "Endspiel" folgt. Bei uns lagen am Ende etwas die Nerven blank, weil wir uns
von den Unparteiischen benachteiligt fühlten.
Karl-Heinz Walter, Trainer des TSV Viernheim:
Meiner Mannschaft muß ich ein großes Lob zollen. Sie hat Charakter gezeigt und die neuen Spieler sehr gut aufgenommen. Daß
die Strasser und Scheidels für die Mannschaft wertvoll sind, haben wir heute gesehen. Wir hatten zwar viel Glück beim Siegtreffer,
aber doch verdient gewonnen. Nun können wir mit etwas mehr Zuversicht nach Hoffenheim reisen.